Die Wonderbar von Doris und Tschuppi. Eine Musik- und Sportbar mit Herz die das Prädikat klein aber fein wahrlich verdient. Da werde Gäste wie Willi, der in Ehren ergraut, jeden Abend sein Einerli Fendant geniesst, der langhaarige Rocker, die feinfühlige Blues Kennerin oder die FCL Anhängerinnen und Anhänger bis zu den Ländlerfreunden und Stammgästen vom freundlichen Personal vom gleich freundlich und zuvorkommend bedient. Wie Tschuppi meint: Es ist verrück das dieses Konzept seit 15 Jahren läuft, ohne viel zu verändern. Eine rundum Erneuerung würde auch den Spirit hinausfegen.

Hallo Tschuppi, wann begann deine Leidenschaft für die Musik, die Wonderbar und nicht zu vergessen für deine Doris?

Begonnen hat meine Leidenschaft zur Musik schon während meiner Lehrzeit im Grammostudio an der Kapellgasse und am Kornmarkt. Nachher wechselte ich zur Schallplattenfirma EMI nach Zürich als Aussdienstmitarbeiter. In dieser Zeit fing ich auch als DJ an Platten aufzulegen, was bei Radio Pilatus nicht unbemerkt blieb und mir ein Angebot als Musikredaktor machte.  Es war eine herrliche Zeit die über 20 Jahre dauerte. Aber alles währt nicht ewig, mittlerweile 45ig geworden, stellten sich durch stete neue Veränderungen und Zwänge die ersten Verschleisserscheinungen ein. Es war nicht mehr so spassig wie am Anfang und das Radio «gnüegelte» mir so langsam. Zu dem war ich mittlerweile nicht mehr allein. Mit meiner Doris auf weite Reisen zu gehen und die Welt zu erkunden war um einiges interessanter.

Wie bist du zur Idee eine Bar zu eröffnen gekommen?

Ich musste mich nach meiner Radiozeit neu orientieren und da kam bei uns beiden die Idee auf, eine Bar zu eröffnen. Visionen einer Strandbar, irgendwo an der Sonne im Süden, tauchten auf und wurde schnell wieder verworfen, da dies schon einige meiner Freunde versucht hatten und scheiterten. Eine Bar in Luzern passte da viel besser zu uns. Der Spirit war da, die «Wonderbar» auch und so wurden aus eingeplanten fünf Jahren nun stolze 15 Jahre mit unserer Sport- und Musikbar. Einfach wunderbar.

Was für Vorkenntnisse hattest du im Gastrobereich?

Ich komme aus einer Beizerfamilie. Meine Grossmutter führte in Luzern das «Alpenrösli» (das heutige Restaurant Fass an der Obergrundstrasse) und mein Vater, Peter Tschuppert, wirtete im Mathisli in Kehrsiten. Vor dieser Wonderbar-Zeit führten wir noch ein Fasnachtslokal auf Vereinsbasis im Tribschengebiet, den Club 60. Hier haben wir unsere Sporen abverdient. Dort haben wir das geübt was wir heute in der Wonderbar verwirklicht haben. Spass an der Arbeit zu haben mit unserer Musik, unserem Publikum und unserem Sport.

Deine Doris. Wie lange «dured das Verhältnis scho»?

Seit 27 Jahren sind wir nun schon ein Paar, was man Doris, im Gegensatz zu mir, nicht ansieht. Begonnen hat das Verhältnis im «Down Town» an der Eisengasse. Sie knackige 18 Jahre alt, ich 32ig. Meine Kollegen haben damals komisch reagiert das ich «e so nes jongs Trübali» angelacht habe. Mittlerweile haben aber einige davon die jüngeren Freundinnen als ich.

Reisen, gut Essen und ein gutes Glas Wein scheint eure Passion zu sein?

Das ist so. Immer wenn wir etwas Geld zur Verfügung haben, legen wir es in Reisen an. Die grosse weite Welt ist aber Zielen in Europa oder in unserer Schweiz gewichen, die beiden Destinationen haben für uns noch einige schöne Orte, mit kulinarischen Highlights zu bieten. Wir beide brauchen dazu kein grosses Auto und keine teuren Klamotten. Auch großartige Partys haben wir in unserer Bar genug und so gönnen wir uns ab und zu einige Tage zu zweit mit gutem Essen und feinem Wein an einem schönen Ort.

Nicht mehr zum Radio zurück?

Nein diese Zeit ist für mich gelaufen. Die Veränderungen sind zu gross geworden. Ich war beim Radio Pilatus als die Lokalradios im aufstrebenden Trend waren. Zu dieser Zeit konnte man noch agieren und eigene Ideen einbringen. «Mer heds eifach gmacht!» Heute ist der Druck der Werbepartner da, die Medienlandschaft wird immer kleiner und die Macht des Geldes immer grösser, dass da der Spass verschwindet ist leider verständlich.

Warum bist du in keiner Fasnachtszunft, Gesellschaft oder Guggenmusig?

Als Kind durfte ich mit der Grümpelmusig an die Fasnacht, da hat mir mein Onkel, Hugo Bachmann einer der Gründer, die Lozärner Fasnacht einverleibt. Später konnte ich nur noch als Einzelmaske an das närrische Treiben da ich meistens als DJ im Down Town oder weiss Gott wo unterwegs war. Seit wir die Wonderbar betreiben haben wir an der Fasnacht «Figgi und Möhli». Obwohl wir ein wenig abseits vom fasnächtlichen Zentrum sind haben wir uns als Fasnachtslokal gemausert. Es besuchen uns Kleinformationen, Einzelmasken und ganze Gruppen. Anlässlich der Fritschivaterabholung im Wilden Mann sind wir für die «Köfferlifasnächtler» das perfekte Vorglühlokal. Ich fühle mich auch als nicht Organisierter gleichwohl als echter Fasnächtler, der aber, halt gezwungenermassen, während dieser Zeit nur in der Wonderbar anzutreffen ist. Wenn Doris 50ig wird (in vier Jahre) darf sie mit den «Vinkinger» auf die Strasse. Ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art auf das sie und die Vikinger sich schon heute freuen.

Heisst das auch du in fünf Jahren die Segel der Bar streichst?

Jein! da ich nächstes Jahr auch den Eintritt in den 60iger Club vollziehe könnte es schon sein. (Stimme von Doris aus dem Hintergrund: «Elei mach ech ned witer!»). Wir nehmen es jetzt von Jahr zu Jahr, so wie es kommt, aber immer noch mit Volldampf. Es kann durchaus sein, dass ich mit 68ig noch hinter dem Tresen stehe. Beckenbauer würde sagen: Schaun wir mal.

Es ist bekannt das Livemusik heute für einen Wirt, schon gar nicht für ein Lokal eurer Grösse, fast unbezahlbar ist. Wie stemmst du diese Ausgaben?

Manch einer würde sagen, das ist Schwachsinn was ihr macht. Konzerte rentieren sich sicher nicht. Wenn wir alles einrechnen machen wir mit den Konzerten «henderzi». Aber wir machen das auch für uns und die damit verbundene Werbung ist unbezahlbar. Man kennt unsere Bar über unsere Grenzen hinaus. Darüber können wir manchmal nur staunen. Als wir uns in einem Berliner Musiklokal als Luzerner zu erkennen gaben, kam prompt die Aussage: Aha ihr seid die, die in Luzern einen Musikclub führen. Musik ist eben unser Beider Hobby, und wenn man in der eigenen Stube, hinter einem Bierhahnen, Musik hören und sehen kann, ist das genial. Da kann mal schon mal «das Füfi lo grad si».

Eine indiskrete Frage. Hat der Mieterwechsel im Haus mit den roten Lichtern in deiner Nähe, der Wonderbar Umsatzeinbussen gebracht?

Vielleicht. Sicher fehlen diejenigen, die vor ihrem erotischen Besuch sich bei mir mit einem Bier Mut angetrunken haben und eine Prise voll Rauchgeschmack auf ihre Kleider wirken liessen, dass sie später sagen konnten, sie seien beim Tschuppi eingekehrt. Viel mehr aber freut uns die gelungene Umgestaltung der Burgerstrasse. Vielleicht können wir im nächsten Sommer unseren Gästen etwas mehr Platz vor der Bar anbieten. Da sind Gespräche im Gang und wir warten mit Spannung auf einen Entscheid.

15 Jahre Konzertbar. Hast du Erinnerungen an ganz besondere Musiker?

Da gibt es zu viele. Alle haben dazu beigetragen unsere Bar bekannt zu machen. Aber das geilste das unsere Bar ausmacht, ist das hier immer wieder neue Freundschaften mit bekannten Musikern geschlossen werden können. Der USA-Mitch Kashmar war sicher schon sechsmal hier und auch Robert J. Mischo der in diesem Jahr am Blues Festival Lucerne spielte, fühlt sich bei uns sehr wohl. Bei ersten Mal erschrecken zwar die meisten, weil sie meinen sie hätten zu Hause ein Probelokal das grösser ist als unsere Bar. Aber wenn sie wiederkommen, kommen sie mit einer wohltuenden Herzlichkeit nach Hause, wie auch Bob Stroger der am 27.Dezember 88 Jahre alt wird. An seinem 80igsten feierte er zum ersten Mal bei uns und wollte nicht, dass die Leute merken das er schon 80 Jahre auf dem Buckel hat. So stand halt auf dem Plakat Happy Birthday zum 70igsten. Seither feiern wir seinen Geburtstag als Jahresabschlusskonzert, ob er hier ist oder nicht.

Bist du Stammgast am Blues Festival Lucerne?

Sicher. Da verpassen Doris und ich selten ein Konzert. Ich war schon an der ersten Pressekonferenz, als das Festival noch seine Heimat im Rollerpalast hatte. Da durfte ich für Radio Pilatus das Festival begleiten. Dazu kam noch, dass mein Vater der Beizer im Rollerpalast war. Seither ist mir das Festival und seine Musik so an das Herz gewachsen, dass ich es nicht mehr missen könnte.

Wonderbar gleich Sportsbar. Bist du ein aktiver oder ein TV Sportler?

Ich war bei SC Kriens als Junior angemeldet. Dreimal in der Woche trainieren und die Gewissheit zu erlangen, dass die Mädels um eine guten DJ schneller herumschwänzeln als um einen schlechten Fussballer, hat mich schnell bewogen die Fussballschuhe wieder in die Tonne zu werfen und ein gefeierter Passiv-Sportler zu werden.

Da hälst du dich aber sehr wacker. Du bist doch ein treuer Fan unseres FCL?

Ich bin sogar manchmal ein sehr leidender Fan. Aber den Club, bei man schon an der Hand des Vaters auf der Allmend aufgelaufen ist, den vergisst man nie. Einmal Blau-Weiss, immer Blau-Weiss.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!