Interview mit Rico De Bona

Neu an der Spitze des Luzerner Weihnachtsmarktes steht Rico De Bona. Ein Heimweh-Littauer, der sich der Fusion beugen musste. Ein Hobbykoch, der orange Windräder bäckt und, mit Hilfe seiner Frau, in seinem Dachgarten jätet. Ein Mann, der nicht nur seine Frau, sondern auch noch einige Vereine liebt. Ein  redegewandter Parteisekretär mit einem orangen Herz, das ohne Wenn und Aber, für seine CVP schlägt. Lesen Sie, was der Neo-Stadtluzerner noch von sich preisgegeben hat.

Trauerst du deinem Littau immer noch nach?

Im Zuge der Fusionsdiskussionen sind sehr viele Abstimmungen im Littauer Gemeinderat, zusammen mit dem Stadtrat, mit meiner Gegenstimme ausgegangen. Ich bin auch heute noch der Meinung, dass das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Littau-Reussbühl unter dieser Fusion gelitten hat. Aber zurückblicken bringt nichts. Ich bin einer der vorwärts schaut. Ich habe mich schon an den Fusionsverhandlungen bereit erklärt, mich auch in Zukunft in den Vereinen und Gesellschaften Littaus einzubringen. Was mir auch trotz Fusion gelungen ist.

Wohnst du noch in Littau?

Ich wohne immer noch auf der Ruopigenhöhe. Zu meiner aktiven Zeit als Sozialvorsteher Littaus war für mich dieser Ortsteil mein kleines Bermuda-Dreieck. Vorne die Gemeindeverwaltung, 100 Meter daneben das Betagtenzentrum und Altersheim Staffelhof und weitere 100 Meter dahinter mein Zuhause. Innerhalb dieses Dreiecks hat sich während 10 Jahren ein grosser Teil meines Lebens abgespielt.

Nach der Fusion wurdest du Leiter der neuen Dienstabteilung Stadtraum und Veranstaltungen. Ist dir der Aufbau gelungen?

Diese Dienstabteilung ist aus den nichtpolizeilichen Elementen der fusionierten Stadt- und Kantonspolizei entstanden. Es war eine spannende Zeit, diese Abteilung aufzubauen und die Personen aus den verschiedenen Disziplinen zu integrieren, um letztendlich alle Köpfe in eine Richtung zu bringen. Die Institution SIP Luzern (Sicherheit, Intervention, Prävention) wurde der Abteilung angeschlossen, das Taxiwesen und vor allem Luzerns Grossveranstaltungen bedurften modernen Regelungen. Mit einem guten Team im Rücken durfte ich diesen Aufbau und die Startphase wesentlich beeinflussen. Ich glaube, das ist uns im Team ganz gut gelungen.

Seit du gewechselt hast, hat sich diese Abteilung enorm vergrössert?

Das kann ich aus meiner heutigen Position nicht gut beurteilen. Seit ich mich entschlossen habe, noch einmal zu meiner Herkunft, zur Politik, zurückzukehren, bin ich mit den Aufgaben meiner früheren Abteilung nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich kann mir aber vorstellen, dass die neuen Anforderungen betreffs höherer Sicherheit, den Forderungen der Anwohner, den vielen Gesprächen mit Involvierten, sicher mehr Personal verlangen. Aber ob der jetzige Personalschlüssel der Richtige ist, kann ich nicht sagen, da bin ich zu weit weg.

Seit Oktober 2012 bist du politischer Sekretär der CVP des Kantons Luzern. Was macht ein politischer Sekretär den ganzen Tag?

Da scheiden sich die Geister. Für die einen bin ich der Geschäftsführer der Partei, für andere der Generalsekretär. Ich bleibe da schön bescheiden und meine, ich bin der Parteisekretär meiner Partei, der CVP. Es ist vor allem ein koordinativer Job, der im Wesentlichen zwei Aufgaben beinhaltet. Auf der einen Seite führt der Parteisekretär die Partei strategisch weiter und auf der anderen ist er ein Diener des Volkes. Er führt, zusammen mit der Parteileitung und den 83 Ortsparteien, die Wahlkreisparteien und die vielen Kandidierenden an den runden Tisch. Er führt Gespräche mit Leuten aus dem Staatsdienst, der Justiz und der Politik. Die Medien, Verbände und Organisationen wollen über den neuesten Stand und die Pläne der Partei orientiert werden. Und ab und zu will mal einer wissen, was so ein Parteisekretär den ganzen Tag leistet. Den landläufig oft zitierten Beruf, das Mädchen für alles, trifft hier den Nagel genau auf den Kopf.

Es gab einst Gerüchte, dass du mit einem Posten im Stadtrat geliebäugelt hast?

Da muss ich leider Trump zitieren: Fake News! Ich habe schon an der ersten Fusionsdiskussion ganz bewusst deutlich gemacht, dass Ambitionen auf dieses Amt für mich nie ein Thema waren und sind. Ich denke, ich bin einer der mit Menschen verbunden sein will, der Menschen um sich braucht, wie das in meinem Amt als Sozialvorsteher von Littau der Fall war. Das Amt des Stadtrates verlangt sehr viel strategische Arbeit, die sich auch von der Front wegbewegt. Das ist nicht meine Intension. Daher war für mich, dürfen oder müssen, für den Stadtrat zu kandidieren nie ein Thema.

Fehlt dir das politisieren an vorderster Front?

Im Rahmen meiner jetzigen Tätigkeit bin ich auch im Parteivorstand der CVP Schweiz. Hier kann ich mich in die Belange von Bund, Kanton, Stadt und Gemeinde einbringen. Wenn ich diese vernetzten Tätigkeiten mit Leben ausfüllen kann, muss ich ganz klar sagen, nein, da fehlt mir gar nichts.

Trotz deiner intensiven Arbeit pflegst du auch deine Hobbys. Rico als Hobbygärtner. Wie müssen wir uns das vorstellen?

Wir wohnen in einer Attikawohnung und sind umgeben von Rosen, Äpfel-, Buchs- und Ahornbäumen und sehr viel Blumen, die mir die Möglichkeit bieten in meiner Freizeit zu gärtnern. Glücklicherweise hat meine Frau in der Wohnung als Innenministerin das Sagen. Sie betreut die Wohnung über das ganze Jahr. Während ich als Aussenminister nur die Sommermonate betreuen und eben in diesen Tagen mein Amt an den Nagel hängen konnte und nun darauf warten kann, bis sich die Natur wieder erholt hat. Das gibt mir Zeit, die Innenministerin zu unterstützen.

Du sollst auch ein kreativer Hobbykoch sein. Teilt ihr auch in der Küche die Arbeit?

Wir laden jeden Monat Gäste ein und da ist es bei uns Tradition, dass wir die gemeinsam bekochen. In der letzten Zeit ist diese Tradition, unter Zeitdruck, etwas verkümmert, aber nicht vergessen gegangen. Jüngst, zur Wahlfeier von Priska Wismer, sie plant auf dem Stierenberg drei Windräder aufzustellen, habe ich ihr schöne, grosse und natürlich orange Windräder gebacken.

Eingefleischter Velofahren bist du auch. Welchen Motor hast du montiert?

Bis jetzt noch keinen. Ich zwar am überlegen. Da mich meine Frau immer wieder ermuntert, ein Elektrofahrrad mit einem Unterstützungsmotor, ein Modell, welches keine Nummer braucht, anzuschaffen. Mit dem könnte ich dann mein Fahrtempo, mit weniger Mühe, auf maximal 25 km/h steigern. Ich bin zwar dazu noch nicht bereit, aber der Reiz ist da.

Rico bist du ein Vereinsmeier?

Ja, warum nicht. Ich bin mit Vereinen aufgewachsen. Ich bin mit Vereinen gross geworden und durch Vereine auch zur Politik gekommen. Vereine sind für mich in der Gesellschaft etwas wahnsinnig Wichtiges. Da spielt es keine Rolle, ob das ein Kultur-, Sport- oder ein geselliger Verein ist, ich fühle mich bei allen zu Hause. Ich bin der Meinung, Vereine sind das Lebenselixier für Zusammenarbeit und Kontaktaufnahmen mit Menschen verschiedenster Art. Hier lernt man neue Leute und deren Berechenbarkeit kennen. So gesehen kann man schon sagen, dass ich etwas verliebt in Vereine bin, das Vereinsleben ungemein schätze und mich in meiner Freizeit für sie engagiere.

Du bist neu Präsident der IG Luzerner Herbstmesse und Märkte und damit Nachfolger des legendären Aerny Bucher, der dieses Amt 17 Jahre geführt hat, geworden. Gefällt dir dieses Amt und hast du im Sinn, es auch so lange zu führen?

Ob es mir gefällt oder wie lange ich dieses Amt ausführe sind zwei verschiedene Fragen. In meiner vergangenen Zeit als Leiter der Stadtraum- und Veranstaltungsabteilung, gehörte der behördliche Kontakt mit allen Verantwortlichen, aller Märkte und Messen in der Stadt, zum Alltag. Als neu gewählter Präsident stehe ich nun als Sprachrohr auf der Seite der Veranstalter und kann von meinen Erfahrungen profitieren. Das gefällt mir ausgezeichnet und die vergangene Herbstmesse hat mir gezeigt, dass ich am richtigen Ort bin. Nun zu der Frage der Dauer. Ich fühle mich noch sehr vital, aber ich glaube nicht, dass ich Aerny Buchers Rekord knacken kann. Im Moment gehen wir Schritt für Schritt in seinen Fussstapfen weiter und kümmern uns noch nicht darum, wer in 17 Jahren am Ruder des Marktschiffes steht.

Nun steht dein erster Weihnachtsmarkt auf dem Franziskanerplatz an. Gibt es unter deiner Regie Neuerungen?

Hier passt der Ausspruch: Wie die Jungfrau zum Kind gekommen, perfekt. Genau so wurde ich, zu meinem Amt als Präsident der IG Luzerner Herbstmesse und Märkte, auch noch OK-Chef des Weihnachtsmarktes. Hier wurde schon im Frühling von der alten Führung viel gute Vorarbeit geleistet, so dass ich mich hier eigentlich in das gemachte Nest setzen konnte. Ich lebe mich nun nach und nach in dieses Amt ein. Der erste Schritt ist schon getan, die Eröffnungsrede zum 5. Dezember steht. Auch das 16-seitige Dokument zu einem neuen Sicherheitskonzept ist geschrieben. Es ist mir wichtig, mit den Restaurants, Geschäften und Nachbarn des Franziskanerplatzes einen guten Kontakt zu pflegen. Ziel ist die Qualität des Luzerner Weihnachtsmartes zu halten und mit kleinen Korrekturen und Neuerungen immer auf den neuesten Stand zu bringen. Denn wenn der Moderator des Samschtig Jass im Schweizer Fernsehen, anlässlich der Aufnahmen zu Stille Nacht auf unserem Platz, der ganzen Schweiz verkündet, dass unser Weihnachtsmarkt einer der wichtigsten und schönsten sei, so «tschuderet das eim scho chli» und ich fühle mich mit meinem Team verantwortlich, dass dies auch so bleibt.

Interview und Bild: Heinz Steimann