Linus Jäck, Präsident «der Vereinigte» mit 80 Guggenmusigen mit 3’000 Mitgliedern.

Linus Jäck, Leini wie er auch angesprochen wird. Ein äusserst kreativer Werber, Fasnächtler, Musiker und Sänger der an der grossen Guugger Gala der Vereinigten, im ausverkauftem KKL-Musentempel, einen unvergessenen Auftritt hatte. Leini ist auch mit seinen Werbeideen verantwortlich für den Absatz der Schweizer BSCHÜSSIG Teigwaren oder für die richtigen Töne aus der Posaune, in der Kleinformation der «fidelen Schweine» (Porco Fidelio). Für «KrügelBIER» arbeitet er an Bierideen und im Doorzögli verarbeitet er seit 2013 ab und zu mit einem riesigen Cordon Bleue seine Niederlage im Kampf um den Rüüdigen Lozärner gegen die Wirtin Margrit Windlin. Tausendsassa oder Vereinsmeier. Lesen sie was er selbst dazu zu sagen hat.

Wie verdienst du deine Brötchen, die dir gestatten Zeit für deine vielfaltigen Hobbys, Talente und Neigungen zu nehmen?

Ich bin selbständiger Werbefachmann mit eigenem Atelier, «designatelier21» in Luzern. In meinem Grafikbüro für Illustrationen und Werbekonzepte kreiere ich alles was man gestalten und produzieren kann. Die Schweizer Traditionsmarke «BSCHÜSSIG Teigwaren» ist für mich ein wichtiges Mandat. Als Marketingleiter bin ich für diese Firma vom Verpackungsdetail bis zum Werbespot mit dem Schwingerkönig von 2013, Matthias Sempach, für alles verantwortlich.

Präsident der Vereinigte, Tambourmajor bei den Chacheler und Posaunist bei der Kleinformation Porco Fidelio. Bist du ein Vereinsmeier?

Ganz entschieden nein, das bin ich sicher nicht. Natürlich haben sich meine Interessen an einige Vereine verteilt. Aber immer nur mit Schwergewicht Musik und Fasnacht. Ich bin seit über 35 Jahren Mitglied bei der «Chacheler Musig Chriens». Gegenwärtig auch wieder deren Tambourmajor. Aktuell darf ich als Präsident der «Vereinigte Guuggenmusigen Luzern» kurz «die Vereinigte» genannt, die Wünsche und Sorgen, von 80 Musigen mit 3’000 Mitgliedern, versuchen auf die richtigen «Fasnachtsgleise» zu leiten. Bei diesen freiwilligen Aufgaben ist meine Selbständigkeit ein Segen. Sie erlaubt mir und meinem Budget meine Zeit so zu verteilen, dass beide Seiten nicht zu kurz kommen.

Ein Motto von dir ist: Fasnacht, Musik und «ond öppe Mol es feins Bierli näh»! Arbeitest du bei der Kleinbrauerei «KrügelBIER» weil dein Honorar aus flüssigem Brot besteht?

Nicht nur. Mit dem Gründer von «KrügelBIER», UrsAnton Krügel dem einzigen Luzerner Bierpolizisten, verbindet mich eine Freundschaft. Einerseits weil wir lange Zeit im gleichen Haus auf dem Obergütsch wohnten. Andererseits verbindet uns unser Hang zur Musik und natürlich zum Bier. Das hat dazu geführt, dass ich bei der Brauerei als Kreativpartner für Bierideen zuständig bin.

Linus der Präsident. Bist du Stolz oder von den vielen neuen Themen um die Lozärner Fasnacht überfordert. Kannst du die 3000 Guggerinnen und Gugger oder unsere Stadtregierung mit ihren vielen Wünschen und Forderungen noch im Zaume halten?

Ich bin stolz mich für eine solche kreative Truppe einsetzen zu dürfen. Manchmal überfordert, wenn ich mich mit regierungsamtlichen Thesen wie «Guggenmusig-Konzerte stellen ein Gefährdungspotential für die Besucher dar» befassen muss. Da stehe ich mit meinem Namen hinter der Aussage, dass diese Idee «e fertige huere Blödsenn esch»!
Ich bin als Präsident nur der Vertreter nach aussen. Ich vertrete die «Vereinigte» an vielen Sitzungen u.a. mit Stadt und Behörden und den anderen Fasnachtsorganisationen, hier sind wir mittlerweile ein grosser Player geworden. Die anderen Vorstandsmitglieder, meine «8-Vizepräsidenten» begleiten mich dabei teilweise oder vertreten mich bei Bedarf kompetent. In meinem Amt brauche ich unsere Mitglieder sicher nicht im Zaum zu halten, die wissen selbst was sich gehört. Bei unserer Regierung versuche ich das mit meinen Mitstreitern immer wieder.

Gehört auch das Thema Konservenmusik als Dauer-Ärgernis dazu?

Momentan ist dieses Thema sehr aktuell. Es ist aber seit über 10 Jahren ein Dauerthema. Zeitweise hat man gemeint, dass mit dem Wegzug dieser Wagen aus der Altstadt an die Bahnhofstrasse, eine Lösung gefunden wurde. Aber leider haben ein paar schwarzen Schafe den Umzug überlebt. Es geht ja nicht darum die Konservenmusik zu verbieten. Aber unsere Fasnacht ist kein Anlass, um die Verstärker den ganzen Tag auf Höchstleistung zu bringen. Wenn die Musik-Konserven eine Einheit mit dem Sujet-Wagen bilden und das in einer Lautstärke die nicht den ganzen Platz beschallt, dass man am Wagen nebenan sich die Seele aus dem Leibe schreien muss um sein eigenes Wort zu verstehen, dann sind auch solche Wagen an der Lozärner Fasnacht gerne willkommen. Hier muss ein gesundes Mass eingehalten werden.

Hast du noch andere Beispiele auf Lager?

Luftschlangensprays, sie sind ein für jeden Grend, jedes Kleid, jeden Fasnachtswagen, Häuserfassaden, Denkmäler und Sandstein ein Graus. Die meisten Verteiler dieser Sprays aus China haben nach Gesprächen mit uns Einsicht gezeigt und die Ware aus den Regalen verbannt. Die Uneinsichtigen finden wir und machen sie darauf aufmerksam, dass sich mittlerweile auch der Denkmalschutz nach Schäden nicht nur für die Täter, sondern auch für die Anbieter dieser schädlichen Sprays interessiert. Auch für unsere Kapellbrückenbilder waren sie eine Gefahr. Hier allerdings wurde eine perfekten Lösung gefunden. Können wir doch seit ein paar Jahren, während der Fasnachtszeit, die alten Kopien mit kreativen Fasnacht-Alternativen auswechseln.

Arbeiten alle Fasnachtsorganisationen Hand in Hand?

Die Themen zur Fasnacht sind andere als früher und wir stellen uns für Lösungen bereit. Die «Vereinigte» können und wollen Einfluss nehmen, dazu arbeiten wir auch mit dem LFK, den Zünften, Gesellschaften und den Kulturfasnächtlern zusammen. Gerade bei den oben angesprochenen Themen sind wir alle einer Meinung. Wir treffen uns neben den Round Tables mit den Luzerner Stadtverantwortlichen neuestens auch ab und zu einem «Fasnachtsbier». Das gewährleistet, dass alle Fasnachtsorganisationen bei Verhandlungen mit der Stadt am gleichen Strick ziehen. Eine der grössten und besten Neuerungen in der Zusammenarbeit der letzten Jahre, wie ich meine.

Da hat sich das Verhältnis zu den «Köfferlifasnächtlern» vom Luzerner Fasnachtskomitee doch deutlich gebessert?

Sicher doch, obwohl es tatsächlich auch heute noch einige dieser Sorte gibt. Mittlerweile sind aber auch in unseren Reihen solche Spezies gesichtet worden. So gibt es die Köfferlifasnächtler eigentlich in jeder Form, es sind diejenigen, welche nicht anpassungsfähig sind, ja die eigentlichen «Bünzli» und Ewiggestrigen der Lozärner Fasnacht. Heute gibt es ja eine wunderbare Durchmischung, viele Guugger sind auch Zünftler, viele Zünftler sind auch Guugger, viele Kult-Urfasnächtler sind ehemalige Guugger usw. Für mich ist das oberste Gebot die Akzeptanz und Toleranz untereinander, jeder macht es anders und das ist ja auch gut so, nutzen wir die Gelegenheit das auch in den verschiedenen Reihen zu fördern. Denn das oberste Ziel ist bei allen doch dasselbe, eine rüüdig verreckte Lozärner Fasnacht!

Stichwort Guuggergala: «Eine UnSinnfonie mit Orchester». Eine einzigartige Ohren- und auch Augenweide auf die es nur eine Frage gibt. Wann kommt die Nächste?

Das steht noch in den Sternen. Wenn ich mich erinnere, dass es vom Tag der Initialzündung mit Seppi Krummenacher bis zur Gala drei Jahre gebraucht hat dieses Ding zu stemmen, dann weiss ich nicht ob eine neue Guugger Gala in drei, sechs oder erst in 10 Jahren wieder auf den teuren Bretter des KKL aufgeführt wird. Dass es wieder eine gibt, da ist der ganze Vorstand und ich überzeugt.

Zum traditionellen Guuggali. In den letzten Jahren zum Sorgenkind geworden, munkelt man heuer hinter vorgehaltener Hand, dass es diesmal ein prickelndes Erlebnis wird. Kannst den roten Vorhang etwas lüften?

Nicht allzu viel. Unser Kind wird am 16. Februar 2019 ganze 50 Jahre alt. Unser OK hat keine Kosten und Mühe gescheut dem Jubiläums-Guuggali, unter dem Motto «Cabaret Guuggali – Chli Poff mues sii», eine Party zu schmeissen die das Prädikat «rüüdig verreckt» verdienen wird. Wer das Guuggali-OK kennt weiss, dass sie den Schweizerhof auf ganz unverkennbar und unkonventionell geniale Art und Weise dekorieren werden und wenn alle Gäste am Hausfest der Vereinigten mottogerecht gekleidet erscheinen, wird das ein unvergessliches Guuggali 2019. Einfach ausgesprochen: es wird Weltklasse. Der Vorverkauf läuft über die offiziellen Vorverkaufsstellen: Hotel Schweizerhof und Wirtschaft zur Ente und neu bei www.eventfrog.ch.

Was machen die Vereinigten ausser Guggen, trommeln und pauken sonst noch an der Lozärner Fasnacht?

Es fängt mit dem Guuggerstamm an. Da treffen sich die Mitglieder ab November jeden Donnerstag in der Wirtschaft zur Ente. Highlight an der Eröffnung: Gratis 100 Herrgöttli Eichhof Bier. Im Januar zeigen wir am «Chender-Grende Basteln» dem Fasnachts-Nachwuchs wie aus Ton und Papier ein «Grend» entsteht. Der Abend vor dem Schmutzigen Donnerstag ist der Tag an welchem der Guuggerbaum aufgerichtet wird. Mit dem einzigen Fackelzug der in Luzern gestattet ist ziehen, festlich in schwarz-weiss gekleidet, die Vertreter der Vereinigten-Mitgliedern auf den Kornmarkt. Geschmückt mit Fahnen, Signeten und gebastelten Exponaten ihrer Vereinigungen, wird der Guuggerbaum auf dem Kornmarkt aufgerichtet und prangt als Wahrzeichen der Vereinigten während den rüüdigen Fasnachtstagen im Zentrum der Lozärner Fasnacht. An diesen Tagen haben unsere Mitglieder freien Ausgang und rüüdig viel Zeit, auch ohne UNESCO Weltkulturerbe Titel, Lozärn zum festen, tanzen und lachen zu bringen. Wer Guugger-Konzerte liebt, der besucht unsere beiden Guugger-Bühnen auf dem Jesuiten- und Mühlenplatz, welche von unseren Mitgliedern an den drei Fasnachtstagen bespielt werden. Die Zeiten und Konzerte der einzelnen Musigen sind auf Plakaten vor Ort angeschlagen. Am Güdisdienstag, am Tag der Vereinigten, startet unser phänomenales «Chendermonschter». 800 fasnachtsbegeisterte Kids präsentieren mit grosser Freude ihre selbst gemachten Grende und Sujets und ziehen, begleitet von sechs Guuggenmusigen, trötend und rasselnd an tausenden von Zuschauern vorbei. Das Chendermonschter ist ein kunterbuntes Fasnachtstreiben, welches nicht nur die Kinderherzen höherschlagen lässt. Am Abend startet dann der bombastische Abschluss und der letzte Aufschrei in die finalen Stunden der Luzerner Fasnacht. Das Monstercorso. An diesem Nachtumzug lassen sämtliche Guuggenmusigen, Wagen- und Maskengruppen der Vereinigten die Stadt noch einmal in ihren Grundmauern erzittern. Das Monstercorso ist das «Grande Finale» und der gewaltige Schlusspunkt der rüüdigen Lozärner Fasnacht. Jedes Jahr wird das imposante und kreative Aufmarschieren von den Kameras von TELE1 am Schwanenplatz beobachtet.

Neu wird dieses Jahr auf dem Falkenplatz auch 20 Min., mit einem Live-Stream, das Geschehen verfolgen, wie in den früheren Jahren die grosse SRG. Der letzte Akt der Fasnacht im Kalender der Vereinigten ist das «Baumfällen» am Freitag danach. Die Rotbuche wird mit Beil und Säge auf den Kornmarkt gefällt. Anschliessend holen die Vertreter der jeweiligen Guuggenmusigen ihre Fahnen und Signete vom Baum, nehmen diese nach Hause oder entsorgen sie in der dafür vorgesehenen Mulde. Ein Anlass der immer mehr Zuschauer anzieht.

Wie fühlst du dich nach der Fasnacht?

Mein Kopf ist dann wieder frei. Er ist ja auch ein perfektes Ventil für jeden Gugger. Er hat alles hinausgeblasen, genug gefestet, muss nicht mehr an die Proben, muss nichts mehr nähen. Was über Monate hinaus noch bleibt ist zu Hause immer wieder einige verblichene Konfetti aufzulesen, die sich in irgendeiner Kleidernische versteckt haben.

«D´Fasnacht fod einisch a – muess einisch ufhöre- dass mer sech uf die nächschti cha vorbereite».