Der leidenschaftliche Entertainer Sepp Trütsch

Heinz Steimann von marktindex.ch trifft den ehemaligen Entertainer Sepp Trütsch persönlich. Das spannende Interview mit dem Mann, der die Volksmusik wie kein anderer prägte:

Sepp Trütsch: Volksmusik-Papst, TV-Entertainer, Sänger, Buch- und Kalenderautor… Was fehlt noch?

Nicht mehr viel. Man könnte höchstens noch hinzufügen. Einer der es gerne gemütlich nimmt.

Erinnerst du dich noch an deinen erlernten Beruf als Drogist?

Sehr sogar. Vor allem wenn ich in der Gegend von Goldau bin, kommen mir immer wieder die verschiedenen Wünsche unserer Kunden und was wir für sie alles für bereitstellen mussten in den Sinn. In der Apotheke von Hasle-Rüegsau, wo ich einige Zeit arbeitete, wurde von der Mütterberatung bis zur Bereitstellung vom «Putztrank» für Kühe die gekalbert hatten, alles von uns abverlangt. Das war eine sehr intensive Zeit.

Volksmusik scheint deine Droge zu sein. Hast du diesen Virus aus der Zeit als Drogist übernommen?

Auf der einen Seite ist das so, auf der Anderen hat das damit zu tun, dass ich schon in meiner frühesten Kindheit Freude am Gesang verspürt habe. Mein Vater war Mitglied vom Jodlerklub Echo vom Mythen Schwyz und daher versuchte ich es ihm mit Jodeln und Juchzen ihm gleichzutun. Mein Vater war es auch der den Präsidenten vom Jodlerclub in Hasle darauf hinwies mich zu motivieren mit ihnen zu singen. Das waren die Anfänge meiner Gesangskarriere.

Wie man lesen kann soll sich da das Mikrofon sich zu deinem Lebensbegleiter gemausert haben?

Das war sicher das Utensil das mein weiteres Leben, als freier Mitarbeiter und Redaktor im Radio Studio Bern, vom ersten Moment an geprägt hat. Gefolgt von meiner plus minus 25-jährige Fernsehtätigkeit in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Das Mikrofon war auch mein Begleiter auf der Bühne an verschiedenen Auftritten als Moderator und Sänger, so gesehen wurde es etwas wie meine zweite Frau.

Du hast auch einige Luzerner Fasnachtsumzüge moderiert. Ich selber durfte dich an einem als Co-Kommentator begleiteten und erinnere mich noch wie du alle fünf Minuten gesagt hast: «Es rägnet, es rägnet emmer no, Gopfedstustotz wenn hört das ändlech uf».

Das mag so sein. Luzern hatte dazumal den Ruf der «Schöttstei vo de Schwiz» zu sein. Es war so, dass der Regen manchen Umzug begleitet hatte und ich immer grosses Bedauern mit den Masken, Kleidern und Wagen der Akteure hatte, die ihre grossartigen Arbeiten davonschwimmen sahen.

Wie hast du noch den Güdismontag genannt?

Als Schwyzer habe ich diesen Tag immer Güdelmändig genannt und die Lozärner Fasnächtler musste mich immer wieder darauf aufmerksam machen, dass dieser Tag in Luzern halt Güdismändig heisst.

Du hast auch viele andere Brauchtumsanlässe moderiert. Warum immer Sepp Trütsch obwohl du nicht immer unumstritten warst?

Kurt Felix hat mir mal gesagt; Du bist nur interessant, wenn du viele Zuschauer hast die dich mögen, aber auch einen Teil die dich kritisieren. Das gibt die grossen Quoten. Das war auch bei mir so. Die die mich mochten sahen die Sendungen genauso wie die die nur schauten «was är weder för en Chabis macht». Durch das hatte ich unsinnig grosse Einschaltquoten erreicht. Es war das Erfolgsgeheimnis, dass ich auch ein wenig kantig war.

Dein Erfolg zeigte sich auch in den Sendungen «Fyrabig», «Musig-Plausch» und den von dir ins Leben gerufene Grand Prix der Volksmusik den du zusammen mit Caroline Reiber und Karl Moik jahrelang geprägt hast.

Wir waren das Dreigestirn Schweiz, Österreich, Deutschland. Wir wussten das unser Konzept, wie dasjenige beim «Chanson Eurovision», erfolgreich wird. Wenn bei der Punktevergabe die Schweizer den Österreichern oder die Deutschen den Schweizern keine Punkte geben, regt sich die ganze jeweilige Nation auf uns sehen uns zu. Das Konzept ging auf und wir hatten in den Glanzzeiten bis zu 20 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme gelockt. Diese Quoten muss man sich mal auf der Zunge vergehen lassen, etwas dass keine Sendung heute noch erreicht. Es war einfach eine verrückte Zeit. Die Sendung profitierte auch immer wieder von kleineren «Skandälchen» im Vorfeld, denn dann schauten immer alle zu.

Nach dieser Zeit wurde der Volksmusik-König zum Hotelier (Musikarena/Restaurant Wydehof, Wysse Rössli z’Schwyz). Warum das?

Ich war immer Gastgeber. Im Fernsehen in etwas grösserem Rahmen in den Stuben der Zuschauer. Auch nachher war ich wieder Gastgeber, diesmal aber im eigenen Hotel. Wenn man die Leute gernhat, und das war bei mir immer der Fall, dann spüren die das. Es ist ein wichtiger Teil der zum Erfolg eines Gastgebers führt.

Du hast auch ein Kochbuch, «Sepp Trütsch serviert Spezialitäten», herausgegeben. Bist du auch noch Koch geworden?

Meine Mutter war Köchin und meine ersten Kochkünste sind bei ihr beim Zuschauen entstanden. Sie war der Meinung, dass ihre Söhne kochen lernen sollten, nicht wie der Vater der nur Spiegeleier braten könne. In meinen Ferien hatte ich dann die Möglichkeit, 14 Tage hier und 14 Tagen da, bei ausländischen Köchen in die Töpfe zu schauen und zu lernen. Immer wenn mir, auch im fernsten Ausland, etwas geschmeckt hatte, habe ich mich in diesen Küchen mit den Köchen unterhalten, mir ihre Rezepte aufgeschrieben und gesammelt, ohne zu wissen, dass ich sie einmal in meinen eigenen Betrieben verwenden würde.

Zum Essen gehört auch das Trinken. Du bist in verschiedenen Weinbruderschaften Mitglied. Ist das auch der Grund deiner Mitgliedschaft in der Luzerner 100 Kg Zunft? Dies ist schwer vorzustellen, wenn man dich heute sieht.

Als ich in die Zunft eingetreten bin, musste kein anderer mit mir auf die Waage, ich habe das Aufnahmesoll Tipp Top alleine erfüllt. Klar ist, dass ich mein damaliges Gewicht fast halbiert habe. Es ging mir aber auch damals mit meinem Hüftgold gut, aber die Gelenke, der Blutdruck oder der Zucker, freuen sich natürlich, dass ich sie heute entlastet habe. Da haben mein Freund und Arzt Dr. Horber und ich zur richtigen Zeit das Richtige dazu beigetragen.

Dein Leben hat auch nicht nur freudige Seiten, nach einer Darm-Tumor-OP sollst du im Krankenhaus gesagt haben «hier komme ich nicht mehr raus».

Das war in der Tat so. Nach einigen Komplikationen sah es gar nicht gut aus. Ein befreundeter Pfarrer hat mir gesagt: weisst du Sepp, du hast jetzt im Himmel eine Stimmprobe abgelegt, aber du darfst noch nicht singen.

Mit dieser Erfahrung im Hintergrund, wie verarbeitest du den Weggang von Karl Moink, Peter Zinsli von der von dir formierten Kapelle D’Ländlerkönige und erst kürzlich vom TV-und Radio Moderator Kurt Zurfluh?

Das gibt mir schon zu denken. Von dieser Garde bin ich eigentlich einer der Letzten. Gedanken wie, bin ich jetzt der Nächste, schwirren schon mal herum, schon weil jemand letztens den Titel Methusalem hinter meinen Namen gesetzt hat. Ich denke, dass Jemand zu seinen Schäfchen schaut, manchmal sogar «de Tüffel». Bei mir scheint es so dass meine Zeit einfach noch nicht abgelaufen war. Das bin ich mir bewusst, aber man lebt nach solch einem Ereignis ganz anders. Ich muss nicht mehr jedem Anlass hintennach springen, ich mach heute nur noch das was mir Freude macht oder Freude bringt.

Dann kannst du ein Titel, wie du seist ein «Totsch», wie dich ein Kritiker einmal betitelt hat gut verkraften?

Ohne weiteres. Ich habe solche Äußerungen immer vertragen im Gegensatz zu meinem Umfeld. Da hat mich einmal einer als den grössten Stromsparer den es gibt benannt. Immer wenn ich im Fernsehen auftauche lösche es ihm ab. Ich habe das immer mit Humor aufgenommen, denn es war auch mir klar, dass ich nicht allen gefallen konnte. Ich war immer zufrieden, wenn ich vom Kuchen das grösste Stück abschneiden konnte. immer wissend, dass: «Wemmer de Grend zum Fenschter use hed, chammer Nass wärde». Trotzdem bin ich nie Wasserscheu geworden.

Du hast ein einige deiner Sendungen immer mit dem Lied beendet: «Das esch es gsi.»

«Esch es das jetzt för de Sepp Trütsch werklech gse?»

Da sag ich zum Abschluss nur noch «mer söll nie nie säge».

Interview: Heinz Steimann

marktindex.ch und Heinz Steimann danken Sepp Trütsch herzlich für das spannende Interview und wünschen ihm alles Gute.