Seit 22 Jahren leibt und lebt er für «sein» Hotel

Vom Gasthof Hirschen am See, am «Zürisee», kam er nach Luzern, nicht an den Vierwaldstättersee aber direkt in die schöne Luzerner Altstadt, in eines der ältesten Hotels Luzerns. Zwar kein Stadtluzerner aber knapp daneben. Er ist ein waschechter Ebikoner, dort aufgewachsen und nota bene einer der Gründer der Guggenmusig Näbelhüüler Äbike. Gestartet als Kochlehrling im renommierten Château Gütsch hat sich sein Berufskreis, nach einigen Lehr- und Wanderjahren, hier in Luzern wieder geschlossen.

Das Hotel Wilden Mann feierte vor zwei Jahren sein 500-jähriges Bestehen. Wie muss man sich das Innere dieses ehrwürdigen Hotels vorstellen. Betten mit Baldachin und Samtvorhänge vor den Fenstern?

Der verstaubte Eindruck, den du hier schilderst, der war einmal und du müsstest, nach einem Rundgang, dem Wildem Mann Abbitte leisten. Auch unser Hotel hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. 1517, als der Wilde Mann zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde, war er gewiss keine vornehmer Ort. Eine Pinte war er, ohne Tavernenrecht. Später ein Wirtshaus. Auch dort ging es hoch zu und her. Zur richtig guten Adresse wurde der Wilde Mann erst im 19. Jahrhundert, mit dem Aufstieg des Tourismus. Ohne den Charakter des Hauses zu verändern wurde er zu einem modernen Hotel umgebaut das mit modernsten Badezimmer, neuesten Boxspring-Betten und W-Lan Verbindungen in den Zimmern glänzt. Da ist die moderne Zeit nicht an uns vorübergegangen, es braucht eben seine Zeit, um echten Charakter zu entwickeln.

Echten Charakter?

Die verwinkelten Zugänge zu den Zimmer wurden nicht allzu fest angetastet, denn sie sind und bleiben ein Markenzeichen des Wilden Mannes. Hier ein Absatz, dort ein Treppchen, da eine Nische – wer zum ersten Mal durch den Wilden Mann geht, wundert sich. Man weiss kaum, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Das hängt mit seiner Entstehung zusammen. Wenn immer Bedarf da war, wurde er erweitert, wurden Mauern durchbrochen. Heute besteht der Wilde Mann aus sieben ineinander verschachtelten Häusern. Diese werden gehegt und gepflegt, liebevoll und mit einem eigenen feinen Sinn für Ästhetik. Auch das macht seinen unvergleichlichen Charme aus. Darum sind wir auch anerkanntes Mitglied der beiden bekannten Gruppen «Swiss Historic Hotels» und «Romantik Hotels International». Viele unserer Gäste suchen und finden bei uns das Authentische, das Historische oder das ganz Spezielle.

Von der alten Pinte zur Burgerstube und dem Sauvage.

Da hat gegenüber früher einiges geändert. Gutbürgerlich und urgemütlich in der Burgerstube, im historischen Rahmen mit Stabellen und Holztischen mit Schiefereinlagen. Hier pflegen wir auch noch «den Stammtisch». Am runden Tisch treffen sich zum Beispiel täglich über die Mittagszeit Mitglieder des legendären «FC Ilge» mit ihrem Präsidenten «Aschi» Peter Aschwanden. Mittlerweile hat sich dieses Treffen mit anderen Gästen vergrössert die alle herzlich willkommen sind. Nebenan im Sauvage geht es etwas ruhiger zu. Im Gourmetrestaurant mit Herz und 14 Gault Millau-Punkten mit französisch angehauchter Küche können sie Gourmetklassiker, stilecht am Tisch flambiert, geniessen.

Ganz andere Frage. Warum nicht Wilden Mann und Wilde Frau? Bist du noch nie mit Gleichstellungsproblemen konfrontiert worden?

Eine spannende Frage, die ich mir aber noch nie gestellt habe, da bis jetzt noch nie, soviel ich weiss, jemand den Wilden Mann gemieden hat nur weil er keine Frau zur Seite hat. Ich denke zu einer historischen Figur, die der wilde Mann in Luzern spielt und das nicht nur in unserem Haus, würde eine Frau nur unglücklich. Am Zytturm hat es sogar zwei dieser starken Mannsbilder, die unser Luzern sinnbildlich beschützen. Über vielen hunderte von Jahren ist das so, dass diese Figur ein einsamer Mann ist und einer bleibt.

Luzerner und nicht in einer Fasnachtszunft oder Gesellschaft. Hat dich noch niemand angefragt?

Das ist tatsächlich eine berechtigte Frage. Kaum in Luzern im Wilden Mann angekommen hat mich der leider verstorbene Jürg Willen angefragt ob ich Interesse hätte der Zunft zu Safran beizutreten. Da aber die damaligen Statuten der Zunft nur Stadtbürger zuliessen ist dieses Vorhaben ad acta gelegt worden. Nach der vor einiger Zeit bereinigten Statuten könnte ich jetzt eintreten. Aber mit 56 Jahren mich den Neu- oder Jungzünftlern anzuschliessen möchte ich denen nicht antun.

Luzern ist eine Hochburg der Fasnacht. Wie sieht das mit dem Wilden Mann aus?

Er maskiert sich zwar nicht, aber er empfängt jedes Jahr den Zunftmeister der Zunft zur Safran zum Mittagstisch und der Audienz mit seinen Gratulanten, bevor er mit von weither hörbaren Salutschüssen und grossem Gefolge zum traditionellen Bärteliessen fährt. Weiter zeugen auch die vielen schönen Poldi Häfliger Masken an den unseren Wänden, die den unvergessenen Fasnächtler und Künstler ehren und an die über 60-jährige Freundschaft mit der «Boheme-Musig» erinnert. Sie sind mit anderen Guggenmusigen gern gesehene Gäste, sei es zum Aufspielen oder zum gemeinsamen Essen.

Seit einigen Jahren wird auch die «alte Münz» im Münzgässli, die auch zum Hotel gehört, für die Zwecke der Fasnacht genutzt. Ist das auf deinem «Mischt» gewachsen?

Doch eher auf dem von Beat Felder und seinen Ronfägern die dem Platz Fasnachtsleben eingehaucht haben. Da der Platz öffentlich ist braucht er mich gar nicht zu fragen. Da wir aber froh sind, dass diese Fasnächtler den Platz mit ihren kreativen Ideen beleben und für Ordnung sorgen, stelle ich ihnen gerne Lokalitäten zur Lagerung ihres Materials Verfügung. Die «Münz» für die wir an den Fasnachtstagen eine Bewilligung eine Bar zu betreiben haben, ist normalerweise unser Personalrestaurant.

Zur alten Münz. Diese war einmal ein Restaurant für das noch viele ältere Luzerner schwärmen. Gibt es keine Möglichkeit, in den herrschenden Zeiten des Luzerner Beizensterbens, diese wiederauferstehen zu lassen?

Das höre ich von Leuten die dort Gast waren immer wieder. Leider ist zurzeit kein Wirtepatent mehr auf dem Lokal, darum kann ich nur noch Ausnahmebewilligungen verlangen. Nach den heutigen Auflagen für ein Restaurant müssten die Toiletten, die Lüftung umgebaut und andere behördliche Auflagen erfüllt werden. Diese Investitionen und der Verlust des Charakters der alten Münz, vielleicht hätte es nach dem Umbau gar kein Platz mehr für die Gäste, hat uns bisher abgehalten die Münz wieder in ein öffentliches Restaurant zu verwandeln.

Mir liegt ein Flyer vor mit der Schlagzeile «Zu Tode gegrillt». Habt ihr einen unvorsichtigen Koch in der Küche?

Bis jetzt hat sich der noch nichts zu Schulden kommen lassen. Diese Schlagzeile gehört zu einem Dinnerkrimi der ab April unsere Gäste mit gut Essen und Trinken, gepaart mit viel, viel Lachen, Miträtseln und Gemütlichkeit einlädt. Diese Dinnerkrimis veranstalten wir schon seit 10 Jahren mit einem versierten Partner. Ich kann nur sagen, ein Besuch lohnt sich.

Gibt es in nächster Zeit Neuigkeiten im Wilden Mann?

Die gibt es. Wir werden im Mai unsere Terrasse, eine Oase im Herzen der Stadt, mit neuem Dach und Mobiliar eröffnen. Dazu gesellt sich ein «Boulevard Café» an der Burgerstrasse. Diese zwei Neuigkeiten geben uns die Möglichkeit uns noch mehr gegen aussen zu öffnen und mit einem einfachen Apero und Kaffeeangebot neue Kunden, zwischen Altstadtdächern oder mit Blick auf die Museggmauer, anzusprechen.