Was wäre die Lozärner Fasnacht ohne Stadtkeller? Was wäre die Luzerner Altstadt ohne das Altehrwürdige Musik- Folklore- und Bier-Restaurant? Sehr wahrscheinlich um einen Mode- oder Uhrenpalast reicher. Das dem nicht so ist, verdanken wir Eckhard Schwöbel, dem «Rüüdige Lozärner 2009», dem Retter eines kleinen Stückes Luzerner Geschichte.  So ein Lokal braucht aber auch eine Seele. Hier ist sie: «d`Andrea». Geschäftsführerin, Haus- und Beichtmutter, kurz «de gueti Geischt vom Stadtchöbu» der sich nicht einmal von einem verknacksten Fuss aufhalten lässt ihr Lokal zu bemuttern. Vielleicht eine würdige Kandidatin der nächsten Wahl zur Rüüdigen Lozärnerin 2019.

Andrea, wie begann deine Laufbahn, die zur Stelle der Geschäftsführerin im Stadtkeller Luzern führte?

Nach meiner Schulzeit habe ich Im Restaurant Eichhof in Luzern, beim legendären Franz-Peter Meier, Fritschivater 1994, eine Kochlehre begonnen und beendet. Nach einiger Zeit an den Kochtöpfen hat es mich mehr an die Öffentlichkeit gezogen, zu meiner ersten Stelle als Serviceangestellte im Casino Luzern. Das nächste Treppchen hinauf war dann die Stelle als Betriebs-Assistentin im Militärgarten Luzern. Dann, vier Jahre später folgte meine Premiere als Geschäftsführerin im Borromini am Bahnhof und wieder nach vier Jahren der Umzug in den Grendel 19 (das alte Mövenpick am Grendel), bis es mich am 1.August 2012 in den Stadtkeller verschlug. «Wos mer rüüdig guet gfallt!»

Die Freude wuchs noch, als am 1.April 2016 Eckhard Schwöbel mit seinen beiden Töchtern Julia Schwöbel und Anne-Kathrin Schwöbel sowie mit unserem Geschäftsführer Alois Keiser die Gambrinus Gastronomie AG gründete. Das Datum war, Gott sei Dank, kein übler Aprilscherz und es zeigte uns, dass der «Stadtchöbu» weiterhin unter dem Credo: Traditionen pflegen – beständig und qualitätsbewusst weitergeführt werden soll.

Was hat dich an dieser Stelle gereizt?

Diese Stelle war eine riesige Herausforderung für mich. Die drei Sparten, die den Stadtkeller beherrschen, Konzerte, Folklore und Fasnacht begeistern mich. Sie benötigen viel Organisation und Arbeit, bringen aber auch viele interessante Begegnungen und Situationen. Wir erleben hier im Sommer jeden Tag etwas anderes, selten denn gleichen Gast. Wir dürfen über zwanzig verschiedene Nationalitäten bedienen, alle mit ihren ganz eigenen und verschiedenen Wünschen und Gebaren. Nicht zu vergessen unsere treuen Stammgäste. Das hat mich gereizt.

Hat dich noch nie ein Tourist vom Fleck weg als Milka-Kuh exportieren wollen?

Noch nicht. Da sprichst du sicher darauf an, dass ich mir auch mal «de Kuhgrend» aufsetze und mich mit einer Partnerin, im Rahmen der Folkloreshow, zum grossen Gaudi der Touristen, nicht nur zur Kuh, sondern auch zum Affen mache. Aber so läuft es bei uns im Stadtkeller, jeder und jede hilft dort wo er gebraucht wird.

Gilt das für dich auch wenn die Jodlerin ausfällt?

Das möchte ich den Gästen nicht zumuten. Wenn ich zu Jodeln begänne, würden die Gäste schon beim ersten Ton das Lokal fluchtartig verlassen.

Kann man den Stadtkeller eigentlich auch für private Anlässe mieten?

Ab 100 Personen kann der Stadtkeller mit der Infrastruktur gemietet werden. Das nutzen in den letzten Jahren besonders die Fasnächtler. Die Pilatusgeister zum Beispiel, mieten sich jedes Jahr mit zwei Matinées und dem Chöbu-Samschtig ein. Anlässe die jedes Mal lange Warteschlangen erzeugen. Ein Highlight ist auch das Schnopf- ond Hudigääggeler-Fäscht der Chottlebotzer geworden. Auch unter dem Jahr haben schon viele Firmen den Stadtkeller als geeignetes Eventlokal entdeckt.

Das Lokal hat eine Raucherbar. Hast du Stelle wegen dieser Bar angenommen?

Nein, nein, so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Klar benützen ich die Bar auch ab und zu um mich bei einem Glimmstängel etwas auf den Boden zurückzuholen. Aber wenn alle an der Zigarette hängen, verzieh ich mich dann auch wieder. Wie der Rauch, der eigentlich in der Bar selten zu einem Ärgernis wird. Das kann Alceo vom Samstagmittag-Stamm bestätigen.

Warum ist die denn Bar so beliebt?

Unsere Bar ein Bijou für alle. Sie ist zwar klein und doch finden bei uns alle, Alt und Jung, vom Altenpfleger bis zur Zeichnerin ihren Platz. Meistens ist sie die erste und die letzte Station bei Zunft- oder Gesellschaftssitzungen. Dass man sich bei uns besonders wohlfühlt ist aber auch unseren flotten Barkeeperinnen zu verdanken. Tülay, Irene, Claudia und Iris tun alles um unseren Gästen die Zeit bei uns so angenehm wie möglich zu machen. Das wiederum kann auch dein Hund, Poldi, sicher bestätigen.

Der Stadtkeller ist im Winter das angesagte Musiklokal in der Stadt. Hast du besondere Musikvorlieben?

Eigentlich nicht. Ich kann mich Querbeet an allen Musikrichtungen erfreuen. Darum freue ich mich auch am diesjährigen Musikprogramm. Die Wintersaison ist bei uns ganz etwas anderes als im Sommer. Im Sommer hört man jeden Tag dasselbe. Während im Winter jeder Abend ein neues Musikerlebnis mit Musiker und Musikerinnen verschiedener Musikstile bringt, die es manchmal bis zu legendären Auftritten bringen. Wie zum Beispiel die Auftritte des legendären Polo National, der den Stadtkeller regelmässig zum Kochen gebracht hat. Ich bin sicher, dass das auch in dieser Saison einigen Bands gelingen wird. Unser Programm kann bei uns bezogen oder auf www.stadtkeller.ch/de/winterkonzerte/ eingesehen werden. Empfehlen kann ich auch den Dienstag (ausser über die Fasnachtszeit), der neu der Radio Pilatus Comedy Night gewidmet ist und viele bekannte und neue Gesichter der Comedy Szene präsentieren wird.

Die Lozärner Fasnacht. Stinkt es dir nicht dann den ganzen Tag zu arbeiten, während rundherum alles festet?

Die Fasnacht ist sicher strengste Zeit im Jahr. Aber wer die Fasnachtszeit im «Stadtchöbu» kennt und liebt, der weiss auch als Angestellte schnell, dass die langen Arbeitszeiten viel besser und leichter zu ertragen sind. Dazu tragen die Gäste, die Konzerte der besten Lozärner Guggenmusigen und die vielen Matinées bei. Also von stinken keine Spur, im Gegenteil, Fasnacht duftet.

Der Stadtkeller ist seit jeher auch als Bierlokal bekannt. Trinkst du auch Bier?

Klar doch, ab und zu ein kühles Fortissimo ist ein Genuss. Wir sind mit unseren zwei Hauseigenen Bieren, sehr glücklich, werden sie doch von unserem Braumeister Reinhard Knispel gebraut, der die Kunst des Brauens an der Braumeisterschule Doemens in München zur Meisterschaft verfeinert hat. Seine Kreationen werden auch im Luzerner Rathauskeller und im Restaurant Helvetia, die beide auch zur Gambrinus Gastronomie gehören, ausgeschenkt.

Andrea, jetzt noch eine ernste Frage. Bei so vielen gestandenen Mannsbilder in der Bar und den großartigen Musikern im Saal, warum bist du immer noch solo?

Vielleicht bin ich «e chli es Komplizierts». Gegenwärtig muss ich nicht einen Partner haben, nur dass ich einen habe. An der Arbeit liegt es sicher nicht, ich liebe meinen Beruf aber ich glaube man kann auch beides unter einen Hut bringen, aber der sollte dann auch passen.

Text und Foto: Heinz Steimann