Interview mit Toni Imboden

1986 von Toni Imboden als BERNINA Nähcenter Zug AG gegründet, bilden heute seine schweizweiten Geschäfte im Bereich Nähen, Sticken, Overlocken und Flicken ein Netz von sehr hoher Fachkompetenz und langjähriger Erfahrung. Im Interview verrät Patron Toni Imboden unter anderem das Geheimnis seines Erfolgs, erklärt warum sich BERNINA mit seinen Produkten derart stark von der Konkurrenz abhebt und vieles mehr.

Herr Imboden, Sie sind nun schon über 35 Jahren im Geschäft, wie hat sich Ihre Branche in dieser Zeit verändert?

In diesen 35 Jahren hat sich sehr viel verändert. Die Nähmaschinen-Technik ist komplett eine andere. Ich habe zum Beispiel noch mit mechanischen Nähmaschinen angefangen – das gibt es heute gar nicht mehr! Heute sind alle Maschinen elektronisch gesteuert und dadurch auch viel einfacher bedienbar. Das war auch nötig, denn das Knowhow der Kunden ist nicht mehr so wie es vor 35 Jahren einmal war. Auch der Umgang mit den Kunden ist ganz anders geworden: Heute werden die Kunden umfassend betreut, früher war das mehr oder weniger ein Abholen von Bestellungen, heute gibt es eine umfassende Beratung bevor der Kunde etwas bei uns kauft. Das sind die ganz wesentlichen Unterschiede gegenüber früher! 

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Passion, Herzblut und nochmals Passion! Man muss diese Materie lieben, damit man sie dann auch entsprechend weitergeben kann. Das ist etwas was mich fasziniert, die Technik mit der Vielseitigkeit und die Kreativität welche man mit den Geräten machen kann. Das ist diese Faszination die zum Konsumenten übergesprungen ist und darum bin ich erfolgreich.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute Unternehmerin oder ein guter Unternehmer aus?

Ein guter Unternehmer muss authentisch für die Sache dastehen, stets zuvorderst am Karren ziehen und das Mitarbeiter-Team mitreissen können.

Nähmaschinen, Stickmaschinen, Overlocker – was verkaufen Sie am liebsten?

(Überlegt) Das ist eine schwierige Frage. Es ist wohl etwa die Reihenfolge die Sie genannt haben. Also die Nähmaschinen sind natürlich schon meine erste Passion, weil das gibt’s schon seit ewig. Overlocker das ist ein neues Gebiet, wird aber immer spannender, dies weil es viel einfacher geworden ist.

Ich kann überhaupt nicht nähen, kann ich es in einem Ihrer Geschäfte lernen?

Auf jeden Fall! Wir bieten tolle Workshops an wo man das ganz einfach von der einfachen Seite lernen kann. Also man lernt zuerst ganz einfache Sachen und dann kommt man automatisch in das Schwierigere. Also ganz nach dem Motto «mit dem Essen kommt der Hunger».

Sie besitzen fünf BERNINA Filialen. Wie oft sind Sie wo anzutreffen und wie managen Sie das alles?

Fünf Filialen in fünf verschiedenen Kantonen, das ist eine grosse Herausforderung für mich! Wo man mich antrifft? Das weiss ich selber manchmal auch nicht. Ich bin der Trouble-Shooter der in der Filiale steht in der es gerade nötig ist. Den Rest mache ich zu Hause im Homeoffice.

Warum hebt sich BERNINA mit seinen Produkten derart stark von der Konkurrenz ab?

BERNINA als Familienunternehmen ist nicht so unter Druck wie andere Firmen die an der Börse sind. Dadurch kann BERNINA wirklich auf Qualität setzen und auch auf Langfristigkeit. Das Geheimnis einer BERNINA ist, dass sie sich zwar immer der Zeit anpasst, aber von der Bedienung her immer gleich bleibt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es gibt nichts Schlimmeres wenn er ein neues Produkt kauft wo er bei null anfangen muss. Und genau das macht BERNINA nicht, denn es wird immer wieder vom vorhergeigen Modell aufgebaut und dadurch kommt nur immer ein Stück dazu und nicht das ganze Paket.

Wenn Sie könnten, würden Sie gerne die Zeit zurückdrehen und nochmals 1986 starten? Und was würden Sie anders machen?

Ich habe nie bereut diesen Schritt zu gemacht zu haben, dass zeigt auch das ich so lange drangeblieben bin. Wäre es mir verleidet, so hätte ich viele Gelegenheiten gehabt die Firma zu verkaufen oder zu verlassen. Was ich grundsätzlich anders machen würde ist, dass ich mich nicht mehr so stressen lassen würde wie das am Anfang der Fall war. 7 Tage Wochen mit 70 Stunden pro Woche, sowas würde ich heute nicht mehr machen! Ich würde heute etwas mehr selektieren und sagen, was wirklich wichtig ist und nicht einfach jedem Auftrag hinterherspringen.

Mehr als 10 000 Artikel kann man in Ihren BERNINA Näh- und Stoff-Center kaufen, wie behalten Sie da den Überblick?

(Lacht) Da hilft heute natürlich der Computer, alle Artikel sind im System und wir haben den Überblick. Durch das grosse Standartsortiment ist es einfach im Handling, denn wir haben immer die gleichen Lieferanten und die Abläufe sind via EDV standardisiert. Das Sortiment bleibt immer gleich, ein Faden ist ein Faden. 80% ist ein Standartsortiment und es sind Artikel die man von uns erwartet. 20% sind Modetrends und die wechseln immer wieder. Wir haben einen sehr guten Überblick was gebraucht wird und welche Tendenzen neu kommen.

Wenn jemand eine Nähmaschine, eine Stickmaschine oder einen Overlocker kaufen möchte, wie geht er am besten vor?

Zuerst soll man einen Termin bei einer unserer Filialen abmachen. Die Geräte sind heute sehr komplex und auch das Anforderungsprofil welches der Konsument uns stellt ist sehr hoch – dafür brauchen wir Zeit. Also am besten anmelden, einen Termin vereinbaren und dann können wir das anschauen. Wir machen eine Analyse was der Kunde wirklich auch benötigt, was toll wäre, was vielleicht noch toller wäre und dann wird die entsprechende Maschine vorgestellt. 

Was sind Ihre Hobbys – oder arbeiten Sie rund um die Uhr?

Ich probiere schon länger etwas zu reduzieren und ich habe zwei Hobbys. Das einte Hobby ist die Musik, ich bin ein passionierter Vinyl-Sammler, besitze über 10 000 Tonträger zu Hause und da wäre es schon schön wenn ich diese wieder mal hören könnte. Und im Sommer wäre ich gerne bei schönem Wetter etwas mehr auf meiner Harley! Ich hoffe, dass dies in den nächsten Jahren der Fall sein wird und ich es viel mehr geniessen kann.

Wo und wie tanken Sie Kraft?

Ganz eindeutig mit der Musik – jeden Tag eine LP hören! Und sei es noch so spät, da hohle ich meine Energie und Kraft für den nächsten Tag.