Luzern ist nicht nur ein Touristenmagnet, sondern auch ein Lebensraum für Einheimische. Damit die Innenstadt lebendig bleibt, braucht es klare Strategien und jemanden, der sie umsetzt. Genau das ist die Aufgabe von Erich Felber, dem ersten City-Manager von Luzern. Er bringt Menschen zusammen, sorgt für attraktive Nutzungskonzepte und kümmert sich um die Belebung der Stadt. Was macht ein City-Manager konkret? Und wie gelingt es, Luzern als vielseitigen Treffpunkt für alle zu gestalten? Wir haben mit ihm gesprochen.
Interview: Ronnie Hürlimann
Erich, du bist der erste City-Manager von Luzern. Was sind deine Hauptaufgaben?
Meine Aufgabe ist es, die Attraktivität der Luzerner Innenstadt zu stärken. Wir wollen ein zentraler Anlaufpunkt für alle Fragen rund um die Belebung der Innenstadt sein. Das reicht von der Vermittlung zwischen Eigentümern und potenziellen Mietern bis hin zur Entwicklung von Konzepten zur Nutzung des öffentlichen Raums. Es geht also nicht nur um Geschäfte, sondern auch um soziale Treffpunkte und Stadtleben. Wichtig ist dabei, dass wir keine Planer, sondern Möglichmacher sind. Wir beobachten Trends in anderen Städten und setzen auf eine enge Vernetzung mit allen Akteuren.

Wie kam es zur Gründung des Vereins City-Management Luzern?
Die Idee entstand bereits 2017 im Luzerner Parlament. Die Stadt wurde mit einem Einkaufszentrum verglichen – nur dass es dort ein Centermanagement gibt, während Luzern lange Zeit ohne eine zentrale Koordination auskommen musste. Letztes Jahr wurde der Verein City-Management Luzern gegründet, an dem unter anderem die Stadt, die City-Vereinigung, die Hotellerie und die Gastronomie beteiligt sind.
Quartiervereine sind auch beteiligt. Ergänzend zum klassischen Centermanagement geht es beim City-Management auch um soziale und gesellschaftliche Räume
Welche Projekte und Initiativen habt ihr bereits gestartet?
Ein grosser Erfolg ist der niederschwellige Zugang für Interessierte. Wer eine Geschäftsidee hat oder eine Immobilie sucht, kann sich bei uns melden. Oft sind viele Flächen nicht öffentlich ausgeschrieben, und wir können direkte Verbindungen herstellen. Wir haben bereits über 20 Anfragen erhalten, was im Vergleich zu anderen Städten eine beachtliche Zahl ist. Zudem sprechen wir aktiv Eigentümer an, deren Läden leer stehen, um Lösungen zu finden.
Leerstandsmanagement ist ein grosses Thema. Welche Strategien verfolgt ihr hier?
Zunächst einmal: Luzern hat Leerstände, aber wir haben auch viele Interessenten. Das Problem ist oft, dass Angebot und Nachfrage nicht ideal zusammenkommen. Zudem sind einige Flächen zwar leer, aber bereits für neue Projekte vorgesehen – nur sieht man das von aussen nicht. Unsere Aufgabe ist es, attraktive Nutzungen zu fördern und die Innenstädte mit einer guten Mischung aus starken Marken und innovativen Konzepten zu beleben. Wichtig ist auch, dass sich die Leute in die Läden trauen, selbst wenn sie nur bummeln.

Du bist unter anderem die Schnittstelle zwischen der Gastronomie und den Bewohnenden. Wie bringst du alle unter einen Hut?
Wir arbeiten direkt und pragmatisch. Wenn wir eine Idee haben, gehen wir auf die relevanten Akteure zu und fragen nach ihrer Meinung. So entsteht ein offener Austausch. Klar hat jeder seine eigenen Interessen – für einen Gastronomen bedeutet eine lebendige Innenstadt etwas anderes als für einen Detailhändler. Aber es gibt immer Schnittmengen.
Gibt es auch Widerstände gegen eure Arbeit?
Widerstand würde ich es nicht nennen, eher eine gewisse Skepsis, was bei einer solchen neuen Instanz auch ganz normal ist. Gerade bei Immobilieneigentümern ist manchmal Zurückhaltung spürbar, wenn wir auf sie zugehen. Einige fragen sich: «Was geht dich das an?» oder «Willst du eine Provision?» Hier müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten und zeigen, dass wir eine neutrale Unterstützung bieten und kein eigenes finanzielles Interesse haben.
Welche langfristige Vision hast du für Luzern?
Mein Ziel ist, dass City-Management in drei Jahren als unverzichtbare Institution wahrgenommen wird. Dass man sich fragt: «Wie konnte das vorher ohne gehen?» Wir wollen lokale Treffpunkte stärken, die Aufenthaltsqualität erhöhen und vielleicht schaffen wir es sogar einmal, irgendwo eine Markthalle zu realisieren. Die Stadt befindet sich ständig im Wandel – und unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.

Vom Radio- und Fernsehelektriker bis zum City-Manager
Erich Felber absolvierte eine Ausbildung zum Radio- und Fernseh-Elektriker. Anschliessend arbeitete er im Detailhandel, unter anderem im Verkauf bei Swisscom. Nach seiner Tätigkeit im Detailhandel zog es ihn in die Kommunikations- und Eventbranche. Hier war er über einen längeren Zeitraum in einer Veranstaltungsagentur tätig. Über zwei Jahrzehnte hinweg übernahm Erich Felber die Event-Koordination für die Stadt Luzern. In dieser Funktion war er für die Organisation grosser Anlässe wie die «Lozärner Määs» verantwortlich. Zudem entwickelte er das Konzept für das neue Stadtfest und verfasste eine Master-Arbeit zum Thema Stadtmarketing. Vor dem Antritt als City Manager für die Stadt Luzern war Erich Felber als Bereichsleiter Digitales & Projekte, sowie als Interdisziplinärer Projektleiter für die Stadt Sursee tätig.