Ysop – südliches Flair für Ihren Garten

Der Ysop ist unter vielen Namen bekannt, vor allem auch als Bienenkraut. Diesen Namen verdankt er der Tatsache, dass er Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten magisch anzieht. Sein stark aromatischer Duft, der für diese offensichtlich sehr verlockend ist, schreckt dagegen ungebetene Gäste im Garten ab: Der Ysop ist eine der wenigen Pflanzen, um die die unbeliebte, gefrässige Nacktschnecke einen grossen Bogen macht. Was liegt also näher, als die schöne Pflanze aus der Familie der Lippenblütler üppig neben den Gemüsebeeten blühen zu lassen?

Der Ysop- eine beliebte Gartenpflanze

Ysop gehört zu der Familie der Lippenblütler. Es handelt sich um einen buschigen, mehrjährigen Halbstrauch. Nicht nur als Schneckenabwehr lieben Gartenfreunde das Bienenkraut, welches von Juli bis September als wunderschöner, blau-violetter Farbtupfer das Auge erfreut. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist der Ysop sowohl eine Zierpflanze als auch wertvolle Heilpflanze und würziges Küchenkraut. Als typischer Bewohner des Mittelmeerraumes mag der Ysop sonnige, warme, trockene Standorte. Bietet man ihm die idealen Bedingungen, wird er recht hoch: Eine Wuchshöhe von bis zu 60 cm ist nicht selten. Dafür benötigt er einen durchlässigen Boden, der nur mässig oder gar nicht gedüngt wird. Im Herbst sollte das Kraut um ca. 10 Zentimeter zurückgeschnitten werden. Manche Gärtner schneiden den Ysop auch zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, zurück.

Die Geschichte des Ysopkrautes

Wir machen uns viel zu selten Gedanken um die Herkunft und Geschichte unserer Gartenpflanzen: Sie sind schön oder nützlich, im Idealfall anspruchslos und pflegeleicht und verbreiten einen angenehmen Duft. Manch ein Gewächs sieht man mit ganz anderen Augen, wenn man weiss, woher es kommt und welche Bedeutung es bereits vor Tausenden von Jahren hatte. Der Ysop ist eine von den Pflanzen, deren Geschichte es lohnt, erwähnt zu werden. Die Heimat des Krautes ist das südliche und östliche Europa, wo es seit Tausenden von Jahren in leicht kalkhaltigen, trockenen Böden unter der südlichen Sonne gedeiht. Im 1. Jahrhundert empfahl Pedanios Dioskurides, der als berühmter angesehener Arzt im Dienste der Kaiser Nero und Claudius stand, den Ysop als Heilkraut gegen Atemwegsbeschwerden. Auch die berühmteste Heilerin des Mittelalters, die Heilige Hildegard von Bingen, schätzte den Ysop aufgrund seiner Wirksamkeit gegen Lungen- und Leberkrankheiten. Die Bibel erhebt das Kraut zum „Symbol für göttliche Gnade“, im Psalm 51,7 heisst es: Wasch mich mit Ysop rein von Sünden. Da war es naheliegend, dass die Pflanze reichlich in Klostergärten ausgesät wurde. Glücklicherweise stehen uns dank uralter Aufzeichnungen und mündlicher Überlieferung viele Anwendungen von Heilpflanzen heute noch zur Verfügung. Auch der lange Zeit vernachlässigte Ysop fand endlich wieder seinen Weg in unsere Küchen und Naturapotheken.

Altes Heilwissen – heute wieder aktuell

Der Ysop ist reich an Gerbstoffen, Flavonoiden, Vitamin C und den für die Verdauung so wichtigen Bitterstoffen. Die Aromatherapie schätzt sein ätherisches Öl.

Einige der Anwendungsbereiche des Ysops in der Naturheilkunde:

  • Bei leichten Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Appetitlosigkeit, Durchfall oder Magen- und Darmproblemen kann ein Aufguss aus der getrockneten Pflanze helfen. Geben Sie dazu zwei Teelöffel Ysop in ¼ Liter kaltes Wasser und erhitzen Sie dieses bis zum Siedepunkt. Dann lassen Sie den Tee rund 10 Minuten ziehen und giessen ihn durch ein Sieb ab. Trinken Sie dreimal täglich zu den Mahlzeiten eine Tasse, dann sollten Sie sich bald besser fühlen. Wichtig: Bei ernsthafteren und länger andauernden Beschwerden oder starken Schmerzen müssen Sie einen Arzt aufsuchen!
  • Ysop kann in kleiner Dosis einem Tee aus Melissen- und Kamillenblüten beigemischt werden. Dieser lindert Blähungen und Magendrücken.
  • Bei Halsschmerzen oder Entzündungen im Mundraum können ein Aufguss oder ein paar Tropfen des ätherischen Öls in lauwarmem Wasser zum Gurgeln verwendet werden.
  • Bereits im Mittelalter fand der Ysop auch bei Husten Verwendung. Vor allem wurde seine schleimlösende Wirkung erwähnt.
  • Die Aromatherapie schätzt sein ätherisches Öl, dem eine erfrischende, reinigende und konzentrationsfördernde Wirkung nachgesagt wird.

Auf den Blättern des Ysops konnten Wissenschaftler einen Schimmelpilz nachweisen, der eine antibiotische Wirkung hat. Wahrscheinlich wurde sie deshalb im Mittelalter bei der Behandlung von Leprakranken eingesetzt.

Räuchern mit Ysop

Das Bienenkraut wird gern zum Räuchern verwendet. Sein Duft ist würzig, leicht minzig und krautig. Das Kraut reinigt Gefühle und Gedanken ebenso wie Räume, sorgt für geistige Klarheit und fördert die Konzentration. Es hilft Schuldgefühle aufzuarbeiten und vermittelt mehr Lebenskraft und Lebensfreude.

Das würzige Küchenkraut

Ysop ist eine hübsche Gartenpflanze und ein wirksames Heilkraut, aber das ist noch nicht alles: Nicht nur aufgrund seiner verdauungsfördernden und appetitanregenden Wirkung wird er gerne in der Küche verwendet. Sparsam eingesetzt würzt das leicht bitter schmeckende Bienenkraut Fleischgerichte, Sossen und Salate. Besonders gut harmoniert es mit Petersilie. Das leuchtend blaue Kraut ist eine beliebte Zutat für Limonaden, Kräuteressig und Sirup. Besonders bei den Benediktinermönchen war Ysop schon im 10. Jahrhundert begehrt, sie aromatisierten damit ihre Spirituosen. Bis heute ist er ein Bestandteil in vielen Kräuterlikören.

Es gibt also viele Gründe, dem mediterranen Gewächs auch in Ihrem Garten ein Zuhause zu geben! Als Neophyt kann er in einigen Regionen n der Schweiz auch wild gesammelt werden.

Text: Sabine Itting